Aktuell sind die deutschen Gasspeicher gut gefüllt. Ganze 91 Prozent betrug der Gasspeicher Füllstand am 13. August. Das macht Hoffnung für den Winter. Dennoch sehen Experten noch lange keinen Grund für eine Entwarnung. Auch im Winter 2023/24 bleibt Gas voraussichtlich ein knappes Gut, mit dem klug umgegangen werden muss, um Engpässe und Preisexplosionen zu vermeiden. Wie sieht es aktuell aus? Womit können wir rechnen?
Seit dem Frühjahr 2023 nimmt der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland kontinuierlich zu. So waren schon zu Beginn des Monats August die Speicher zu 90 Prozent gefüllt und übertrafen damit problemlos den Mindestfüllstand von 75 Prozent, der bis zum 1. September laut Gasspeichergesetz hätte erreicht werden müssen.
„Der Gasspeicher Füllstand in Deutschland liegt aktuell bei über 90 Prozent. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir entspannt in den kommenden Winter gehen können. Die Lage bleibt unsicher.“
Auch im vorigen Winter hatten die Füllstände deutscher Gasspeicher schon ziemlich gut ausgesehen: Zum 1. Februar 2023 waren die deutschen Gasspeicher mit knapp 79 Prozent gut gefüllt. Sehr gut sogar. Das Ziel von einem 40-prozentigen Füllstand, das für diesen Zeitpunkt gefordert war, wurde immerhin fast um das Doppelte übertroffen. Gründe für die positive Entwicklung sind laut Bundesnetzagentur vor allem die Einsparungen durch Industrie und Haushalte sowie die Reduzierung der Gasdurchleitung an andere Länder.
Darum ist der Gasspeicher Füllstand wichtig
Grundsätzlich fungieren die deutschen Gasspeicher als Regulator für Verbrauchsschwankungen und dienen als Stabilisierungsfaktor auf dem Energiemarkt. Sie sind dafür da, überschüssiges Erdgas in Zeiten niedriger Nachfrage zu speichern und in Zeiten hoher Nachfrage freizusetzen. Dies hilft, Schwankungen im Angebot und in den Preisen auszugleichen.
Außerdem stellt ein ausreichender Gasspeicher Füllstand sicher, dass Gas auch dann verfügbar ist, wenn die Produktion oder die Lieferung vorübergehend gestört sind. Aber nicht nur für warme Wohnungen und Häuser, auch für den Einsatz von erneuerbaren Energien ist Gas ein wichtiger Faktor: Reicht die Produktion an Strom durch Wind, Wasser und Sonne nicht aus, helfen Gaskraftwerke, das Stromnetz zu stabilisieren.
Weil Gas sowohl für Wärme als auch für Strom so wichtig ist, nehmen die Füllstände vor allem im Winter ganz natürlich ab und regenerieren sich üblicherweise über die Sommermonate. Laut Angaben der Bundesregierung könnten wir mit den deutschen Gasspeichern – vorausgesetzt, sie sind zu 100 % gefüllt – zwei bis drei kalte Wintermonate überbrücken.
Gasversorgung 2023/24: Alles ganz rosig?
Die Gasspeicher sind also voll. Heißt das, dass wir ohne große Bedenken wieder wie gewohnt mit Erdgas heizen und es uns richtig mollig warm machen können? Wohl kaum! Stand jetzt kann niemand mit Sicherheit sagen, was der Winter wirklich bringt. Denn obwohl alternative Gaslieferquellen nach dem Ausfall der Versorgungslinien aus Russland inzwischen stabil sind, bleiben viele Restrisiken für die Füllstände, die sich nur schwer abschätzen lassen.
So erinnert der Präsident der Bundesnetzagentur (BNetzA) Klaus Müller gegenüber den Neuen Osnabrücker Zeitung daran, dass ein besonders langer und kalter Winter auch in diesem Jahr zu Problemen führen könnte. Auch eine weitere Eskalation im Ukrainekrieg, nach der Russland die Gaslieferungen nach Südosteuropa verringert bzw. einstellt oder Anschläge auf Pipelines könnten dafür sorgen, dass der Zustrom an neuem Gas geringer ausfällt als geplant.
Auch Veronika Grimm, Ökonomin und Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, warnt gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe wie beispielsweise in der WAZ vor möglichen Engpässen bei der Gasversorgung. Sie verweist wie die BNetzA darauf, dass einige europäische Länder nach wie vor auf russische Gaslieferungen angewiesen sind. Deutschland wäre hier aufgrund bestehender europäischer Verträge verpflichtet, Hilfe zu leisten und Erdgas abzugeben – selbst dann, wenn unsere eigene Gasversorgung damit in Schwierigkeiten geraten könnte.
Sowohl Bundesnetzagentur als auch Grimm sprechen sich daher für neuerliche Sensibilisierungsmaßnahmen aus. Ziel sollte sein, die Bevölkerung erneut zum bedachten Umgang mit Gas aufzurufen, um die nationalen Speicher zu schonen. Vorbild wären dann wohl Maßnahmen wie die Kampagne „80 Millionen gemeinsam für den Energiewechsel“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), mit der bis heute alle Bürger zum gemeinsamen Energiesparen aufgerufen sind.
Wirklich entscheidend für den Gasverbrauch: Der Gaspreis
Wirklich ausschlaggebend in Sachen Gassparen für die meisten Menschen bleibt jedoch wohl der unsichere Gaspreis. Zwar ist eine Kilowattstunde Gas aktuell im Mittel mit 8,9 Cent (für Neukunden, Stand 14. August 2023) recht günstig und unterbietet sogar den Preis der sogenannten Gaspreisbremse (12 Cent/kWh), die noch mindestens bis Dezember 2023 gilt.
Aber niemand kann sagen, in welche Richtung sich der Preis entwickeln wird. Hier könnten sich auch die Verzögerungen beim Bau weiterer LNG-Terminals negativ bemerkbar machen. Auf der Insel Rügen beispielsweise wird aktuell weiterhin heftig gegen den Bau eines neuen Terminals protestiert und es ist durchaus nicht sicher, welche weiteren Schritte den Bau verzögern oder gar verhindern.
„Das unberechenbare Verhalten des kriegführenden Russlands unter Putin, unvorhersahbare Kältewellen im Winter, anhaltende Proteste gegen LNG-Terminals: Wie teuer Erdgas im kommenden Winter wirklich wird, lässt sich jetzt noch nicht abschätzen.“
Zwar würden durch das Terminal auf Rügen nach aktuellem Stand vor allem Überkapazitäten geschaffen. Dennoch schreibt auch der aktuelle INES-Bericht „Versorgungssicherheit Gas“, dass es bei sehr kalten Temperaturen bereits im Januar 2024 dennoch zu einer vollständigen Entleerung der Gasspeicher kommen könnte, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen würden. Der Gasmangel könnte dann eine erneute Explosion der Gaspreise verursachen.
Auch diesen Winter gilt wieder: Gas sparen hilft!
Es bleibt dabei: Ja, der Gasspeicher Füllstand in Deutschland sieht derzeit sehr gut aus, doch ohne Einsparungen wird es auch in diesem Winter nicht gehen. Damit dabei auch möglichst viele Verbraucher mitziehen, wird die Bundesregierung aller Voraussicht nach weitere Maßnahmen zur Sensibilisierung der Bevölkerung ergreifen.
Erdgas Hauptheizungen bleiben ohnehin trotz aller Zuverlässigkeit und Modernität vermutlich ein Auslaufmodell und werden im Verbrauch allein schon durch die steigende CO2-Besteuerung immer teurer. Den gesamten Wärmebedarf eines Hauses künftig nur mit Erdgas zu decken, dürfte sich deshalb zumindest hierzulande immer weniger rechnen.
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