Strompreisentwicklung Prognose: Strompreise steigen bis 2042 weiter

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Verfasst von: Stephanie Lugner
Veröffentlicht am:

Eine Studie für das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) prognostiziert aktuell die kurzfristige Strompreisentwicklung mit zunächst fallenden Strompreisen in den kommenden beiden Jahren. Danach soll der Preis für Strom in Deutschland jedoch schrittweise wieder ansteigen. Grund sei vor allem die unsichere Versorgungssituation und der Ausbau der erneuerbaren Energien. War der Ausstieg aus Atom und Kohle eine schlechte Idee?

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Wie sich die Strompreise in Zukunft entwickeln werden, kann aktuell natürlich niemand mit Sicherheit sagen. Prognosen gibt es aber jede Menge. Die meisten dieser Voraussagen sind wohl vor allem für Experten interessant. Eine nimmt jedoch bereits heute interessante Annahmen vorweg und ist sogar für die aktuelle Gesetzgebung relevant: Die, die der Novelle des gefürchteten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) als Begleitstudie für das BMWK zugrunde liegt.

Das Ergebnis der Studie lautet: Zunächst sinkt der Strompreis leicht, steigt dann jedoch schrittweise auf etwas über 40 Cent je kWh an (für das Jahr 2042). Aktuell liegt der Strompreis im Vergleich für Neukunden im besten Fall bei etwa 30 Cent pro kWh. Im Schnitt zahlen Kunden bei Abschluss eines neuen Vertrages für Strom derzeit ca. 43 Cent/kWh.

„In den kommenden beiden Jahren sinken die durchschnittlichen Preise für Strom also etwas, danach geht es aber wieder rasant bergauf. Grund ist wohl vor allem der Ausbau der erneuerbaren Energien.“

Bei Strompreisen von mehr als 40 Cent pro Kilowattstunde greift seit Januar 2023 die Strompreisbremse, der Strompreis unter anderem für Privathaushalte in Deutschland ist dadurch gedeckelt. Für 80 Prozent des aktuell prognostizierten Jahresverbrauchs zahlen Verbraucher „nur“ 40 Cent je kWh. Die Strompreisbremse gilt vorerst bis Ende 2023, wird aber voraussichtlich bis Ende April 2024 verlängert.

Strompreisentwicklung im Detail: So stark steigen die Strompreise bis 2042

Werfen wir einen genaueren Blick auf die Prognose des BMWK. Im Ministerium geht man davon aus, dass in den kommenden 20 Jahren der Strompreis für Haushalte zwischen 37 und 42 Cent pro kWh schwanken wird. In den kommenden beiden Jahren dürfen wir uns auf relativ „niedrige“ Strompreise von durchschnittlich 37 Cent pro Kilowattstunde freuen.

Danach nimmt der Strompreis jedoch schnell wieder an Fahrt auf und landet schließlich bei durchschnittlich 40,27 Cent im Jahr 2042. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 war eine Kilowattstunde Strom laut statistischem Bundesamt mit 32,62 Cent je kWh im Vergleich günstig, 2022 lag der durchschnittliche Strompreis dann bei 34,96 Cent pro Kilowattstunde. Die Gründe für die Strompreisentwicklung sind vielfältig.

Laut Experten sind vor allem folgende Faktoren verantwortlich:

  • Die Energiewende: Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2030 auf mindestens 80 Prozent zu erhöhen. Der bereits vollzogene Ausstieg aus der Kernenergie macht dieses Ziel umso ambitionierter. Insgesamt fordert die Energiewende massive Investitionen, die sich in der Strompreisentwicklung niederschlagen.

  • Umbau der Energieinfrastruktur: Die neue Energieinfrastruktur muss nicht nur mit neuen Erzeugeranlagen (z.B. Solar- oder Windkraftwerke) und Transportleitungen ausgestattet werden. Es braucht auch einen Umbaumaßnahmen der bestehenden Infrastruktur, weil sich die Produktions- und Verbrauchsbedingungen in ganz Deutschland geändert haben. Und die kosten Geld.

  • Emissionshandel und CO2-Bepreisung: Um den Ausstieg aus den fossilen Energien zu beschleunigen, wurde die CO2-Bepreisung, landläufig auch als CO2-Steuer bezeichnet, eingeführt. Damit müssen alle, die Strom aus fossilen Energieträgern erzeugen, einen Preis pro Tonne emittiertem CO2 zahlen. Diese Kosten für Kohlendioxid und andere Kosten aus bestimmten Abgaben und Umlagen (z.B. Steuern, Umlagen und Netzentgelte, also Entgelte für die Nutzung der Stromnetze) geben die Anbieter über die Strompreise an die Verbraucher weiter.

  • Höhere Importkosten für Gas und Kohle: Mit dem durch Russland ausgelösten Ukrainekrieg und den darauf erlassenen Sanktionen gegen russisches Gas und Kohle stiegen die Preise für beide Brennstoffe. Besonders Erdgas und Gaskraftwerke sind aufgrund des fragwürdigen Grenzkostenmechanismus der teuersten Herstellungsart preisbestimmend für den Preis an der Strombörse. Anders ausgedrückt: Solange auch nur ein bisschen Strom aus Gas gewonnen wird und Gas teuer bleibt, ist (fast immer) auch Strom an der Börse teuer. Das geben die Stromanbieter wiederum an die Verbraucher weiter.

  • Exporte von Strom ins Ausland: Für die Strompreisentwicklung im Jahr 2022 waren auch hohe Exporte von Strom aus Deutschland ins Ausland verantwortlich. Frankreich zum Beispiel musste viele seiner AKWs wegen trockengefallener Flüsse abschalten, aber auch Wasserkraftwerke in Österreich waren von der Trockenheit betroffen. Doch warum exportieren wir überhaupt Strom, wenn bei uns die Preise steigen?

    Einerseits gibt es natürlich für den exportierten Strom Geld. Andererseits geht es aber auch darum, das europäische Stromnetz langfristig stabil zu halten. In der Vergangenheit z.B. hat Deutschland viel Strom aus dem Ausland importiert, was jederzeit wieder passieren kann. Ein Ausstieg aus dem internationalen Handel mit Strom ist also definitiv keine Option.

Strom aus Kernkraft die Lösung?

Vor kurzem sind die verbliebenen drei deutschen Kernkraftwerke, darunter auch Isar 2 in Bayern, endgültig vom Netz gegangen. Vor dem Hintergrund steigender Strompreise wird das logischerweise heiß diskutiert. Denn Atomkraftwerke produzierten bis dato jede Menge Strom, und das im Gegensatz zur wirklich obsoleten Kohleverstromung scheinbar völlig CO2-frei.

Aber ist Atomstrom wirklich die Lösung für eine günstigere Strompreisentwicklung? Nein, der Schein trügt, denn Atomstrom wirkt nur auf den ersten Blick scheinbar wie eine gute Lösung, um den Strompreis klimafreundlich zu senken. Die Gründe dafür sind vielfältig und belegt.

Deshalb ist Kernkraft keine gute Lösung:

  • Kernkraft ist nicht CO2-neutral: Ja, bei der Stromerzeugung aus Atomenergie entsteht direkt kein CO2, wohl aber beim Abbau des Urans sowie bei dessen Transport und Weiterverarbeitung. Nach Angaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) der Vereinten Nationen entstehen bei der Stromerzeugung durch Kernkraft bis zu 110 Gramm CO2-Äquivalente pro kWh, bei fossilen Brennstoffen (z.B. aus Kohle- oder Gaskraftwerken) sind es zwischen 430-1.140 g CO2-Äquivalent/kWh. Erneuerbare Energien punkten mit nur 7-60 g je kWh.

  • Kernkraft ist nicht vor dem Klimawandel gefeit: Zusätzlich haben wir bereits 2021 und noch stärker im Jahr 2022 gesehen, wie der Klimawandel auch die Erzeugung von Atomstrom beeinflusst. Fallen Flüsse trocken, fehlt das zur Kühlung notwendige Wasser. Die Kraftwerke werden, wie zuletzt massiv in Frankreich geschehen, aus Sicherheitsgründen abgeschaltet.

  • Geostrategische Abhängigkeiten: Ein letztes Argument sind problematische Abhängigkeiten, die sehr teure und unberechenbare Konsequenzen mit sich bringen können. Der von Russland in der Ukraine geführte Angriffskrieg zeigt beispielsweise eindrucksvoll und zwar auf schreckliche Art und Weise, dass es bestimmt keine gute Idee ist, von gewissen Staaten, Strukturen und Despoten abhängig zu sein. Das meiste Uran für Europa wird aber nun einmal aus Ländern wie Russland, Kasachstan und Usbekistan importiert.

Zwar kann also niemand mit Sicherheit sagen, wie sich der Strompreis langfristig entwickeln wird. Aber setzt sich die Strompreisentwicklung der letzten Jahre fort, ist ein Anstieg der Strompreise ziemlich wahrscheinlich. Es bleibt folglich abzuwarten, wie die Bundesregierung auf ihre eigene Prognose reagiert, um private Verbraucher und Industrie zu entlasten. Der Wegfall der EEG-Umlage und die Strompreisbremse können dabei nur der Anfang gewesen sein.

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Stephanie Lugner

Autor

Stephanie Lugner ist Wirtschaftsinformatikerin in der Energiebranche. Sie ist begeistert von der Energiewende und klugen Ideen für das Heizen der Zukunft. Beim Schreiben von unabhängigen Fachartikeln, Rezensionen und Produktvorstellungen möchte sie diese Begeisterung und ihr Know-how mit möglichst vielen Menschen teilen.

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